Gestern noch auf Youtube, heute in der Turnhalle:
Vereine wie die Frankfurter TG Bornheim reagieren blitzschnell auf den Modetanz Gangnam Style.
Stell dir einfach vor, dass du ein imaginäres Pferd reitest“, sagt der pausbäckige Popstar Psy im schnieken Smoking, mit zurückgegelten Haaren und schwarzer Sonnenbrille. Neben ihm auf der Bühne der US-amerikanischen Fernsehshow „Ellen“ steht Britney Spears im engen roten Kleid und auf sehr hohen Stöckelschuhen. Sie schaut konzentriert und versucht, seinen Anweisungen zu folgen.
Psy kreuzt seine Hände, als ob er Zügel halten würde und bewegt sie dabei sanft von oben nach unten. Dann geht er leicht in die Knie und macht einen Galopp-Hüpfschritt: Erst tritt er mit dem rechten Fuß auf, dann mit dem linken. Dann folgt ein Doppelschritt auf rechts. Dazu schwingt der südkoreanische Rapper ein imaginäres Lasso.
Moderatorin Ellen DeGeneres steht daneben und sagt: „Das sieht einfacher aus, als es ist.“ Psy lacht. Und erklärt schon mal die erste Grundregel von Gangnam Style: „Dress classy and dance cheesy“, was so viel heißt wie „Zieh dich schick an und tanz albern“.
Psys kunterbuntes, durchgeknalltes Pferdchentanz-Musikvideo „Gangnam Style“ ist mit 806 Millionen Klicks der meist angesehene Youtube-Clip aller Zeiten. Die Choreographie des globalen Shootingstars wird von Madonna und US-Navy-Kadetten, aber auch in Dorfdiscos, Stadien und auf Weihnachtsfeiern mehr oder weniger gut nachgetanzt.
Zur Zeile „Ehh, Sexy Lady“ geht man in die Hocke
Gestern noch auf Youtube, heute in der Turnhalle: Blitzschnell hat die Frankfurter Turngemeinde Bornheim, Hessens größter Sportverein, auf den Modetanz reagiert. „Wir hatten schon einige Nachfragen, weil viele Leute den Gangnam Style richtig lernen wollen.“ sagt der sportliche Leiter der TG, Boris Zielinski.
Sein Verein ist bislang der einzige Ort in Frankfurt, in dem man einen eigenen Gangnam-Style-Kurs besuchen kann. „Das Lied ist witzig, total abgedreht und die Schritte machen einfach sehr viel Spaß“, sagt Trainerin Corinna Koine. Vom 2. Januar an unterrichtet sie einmal die Woche den Kult-Tanz. Ein schnieker Smoking gehört hier aber nicht zum Dresscode.
Heidi Klum, Sebastian Vettel oder Hollywood-Star Hugh Jackman hat Psy höchstpersönlich den Tanz erklärt. Aber auch Corinna Koine hat von ihm gelernt. Dank Youtube. „Es gibt ja einige Videos, in denen er den Grundschritt erklärt“, sagt sie. In ihren Zumba-Kursen unterrichtet Koine bereits seit zwei Monaten eine sportliche Variante des Tanzes. „Bei der Zumba-Choreographie wird der Pferdchen-Schritt mehr gehüpft, außerdem ist die Reihenfolge anders als beim Original“, sagt sie.
Im Gangnam-Style-Kurs ist mehr Zeit für alle Zwischenschritte. So wie das Sich-in-die-Hüfte-Fassen und die schnellen, gleitenden Seitschritte. Das wirkt beabsichtigt lustig. „Mein Ziel war es, einfach uncool auszusehen“, sagt Psy.
Bei einem der wenigen englischen Satzteile des Lieds („Ehh, Sexy Lady“), geht man in die Hocke und dreht lasziv das Knie seitlich („ehh, ehh“). Zwischendrin springt man in die Luft. Der Rest ist auf Koreanisch, aber schnell erklärt. Es ist eine ironische Kritik des Luxuslebens der Bewohner des Neureichen-Stadtteils Gangnam in Seoul.
Gangnam Style Tanzkurs, ab 2. Januar 2013, jeden Mittwoch, 18 Uhr, Frankfurt, Sportcenter TG Bornheim, Inheidener Straße 64, Tel. 069/ 9450720. Website TG Bornheim
Um richtig in Gangnam Stimmung zu kommen:
Weihnachtsbeleuchtung im Gangnam-Style (YouTube)
FrankfurtBestOf.de 